Die Rollklappbrücke über die Hunte in Oldenburg

Der weithin sichtbare ehemalige Wasserturm und die Rollklappbrücke über die Hunte in Oldenburg

Der weithin sichtbare ehemalige Wasserturm und die Rollklappbrücke über die Hunte in Oldenburg

Am Tag des offenen Denkmals konnte am Sonntag die denkmalgeschützte Eisenbahn-Rollklappbrücke über die Hunte in Oldenburg besichtigt werden. Diese seltene Möglichkeit, alle Details der Konstruktion anschauen zu können und fachkundig erklärt zu bekommen, wurde nicht nur von vielen technikinteressierten Oldenburgern wahrgenommen.

An dieser Stelle nochmals ein großes Dankeschön an die Mitarbeiter der DB Netz AG, die diese tolle Veranstaltung auf die Beine gestellt haben!

Zwischen 14 und 20 mal am Tag wird die Klappbrücke geöffnet um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen.

Zwischen 14 und 20 mal am Tag wird die Klappbrücke geöffnet um Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen.

Die von 1946 bis 1954 nach dem System Scherzer gebaute Brücke wurde bis zu ihrem Umbau im Jahr 2002 mittels Elektromotoren über Zahnradgetriebe und Kurbelscheiben mit Schubstangen geöffnet. Als das Getriebe der südlichen Klappe altersbedingt stillgelegt werden musste, ersetzte man den mechanischen Antrieb durch die hier zu sehenden hydraulischen Hubzylinder:
Hydraulikzylinder der Eisenbahn-Rollklappbrücke über die Hunte in Oldenburg

Da das Drehlager beim System Scherzer nicht fest, sondern durch eine Zahnschiene gegeben ist, befinden sich beim Öffnen die 29,71 Meter langen, zirka 156 Tonnen schweren Brückenüberbauten und die 500 Tonnen wiegenden Gegengewichte stets im Gleichgewicht.

Blick aus dem Maschinenraum der südlichen Brückenhälfte

Blick aus dem Maschinenraum der südlichen Brückenhälfte

Blick vom Bahnübergang Am Stau auf die sich öffnende Rollklappbrücke

Blick vom Bahnübergang am Stau auf die sich öffnende Rollklappbrücke

Im Zuge der Elektrifizierung der Eisenbahnstrecke Bremen–Oldenburg 1982 musste auch für die Huntebrücke eine Lösung gefunden werden. Im Bereich des Gegengewichts werden Stromschienen zur Seite geklappt; in der Brückenmitte bilden die beiden Fahrleitungstragwerke quasi „normale“ Trennstellen:
Oberleitungskonstruktion in der Brückenmitte der Huntebrücke in Oldenburg

Um das Gleichgewicht zwischen den Überbauten und Gegengewichten wieder auszugleichen, wurden letztere jeweils mit zwei 20 Tonnen schweren Stahlplatten an den Seiten versehen.

Nachdem die beiden Brückenhälften wieder auf dem Pfeiler in der Flussmitte aufliegen und untereinander verriegelt sind, werden die Gleise durch Schienenauszugswagen miteinander verbunden:

Das Innenleben der Schienenauszugswagen ist normalerweise durch ein Blech verdeckt.

Das Innenleben ist normalerweise durch ein Blech verdeckt.

In die verbliebene Lücke werden keilförmige Schienenstücke gepresst.

In die verbliebene Lücke werden keilförmige Schienenstücke gepresst.

Im letzten Schritt werden die Stromschienen an den Brückenköpfen wieder eingeschwenkt und der Strom eingeschaltet. Nur wenn alle Schritte — in der Regel durch die Steuerung automatisch — ausgeführt worden sind, können die beiden Gleise dem Fahrdienstleiter im Hauptbahnhof wieder für Zugfahrten freigegeben werden. Ebenso ist es durch die Sicherungstechnik nicht möglich, die Brückenöffnung einzuleiten ohne das der Fahrdienstleiter dem zugestimmt hat.

NWB VT511 und Anhang als NWB 82312 von Rastede nach Osnabrück auf der Huntebrücke in Oldenburg.

NWB VT511 und Anhang als NWB 82312 von Rastede nach Osnabrück

NWB ET 440 210 überquert die Huntebrücke auf der Fahrt nach Bremen.

NWB ET 440 210 überquert die Huntebrücke auf der Fahrt nach Bremen.

Schattenriss der geöffneten Hunteklappbrücke in Oldenburg

Möge dieses technische Denkmal noch lange — und möglichst immer störungsfrei — seine Funktion erfüllen.

-nl-

PS: Die Rollklappbrücke und ihre Vorgänger auf Alt-Oldenburg.de

PPS: Ich hoffe, ich habe nicht all zu viele technische Fehler und Ungenauigkeiten in den Text eingebaut … :unsure: